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128

Ausgabe 62/16

S&G Hand-Express

anh.

Am 17.9.2016 wurde die

syrische Armee in Deir ez-Zor

angegriffen. Dass die US-Luft-

waffe und u.a. auch Dänemark

amAngriff beteiligt waren, be-

stätigte die NZZ* zwei Tage

danach: „Das dänische Militär

teilte am Montag mit, es be-

dauere, wenn die Koalition aus

Versehen Regierungstruppen

anstatt Kämpfer der Terrormi-

liz Islamischer Staat getroffen

habe.“ Am 6.10.2016 sprach

der dänische TV-2-Journalist,

Rasmus Tanthod, mit Bashar

al-Assad über diesen Fehler.

Dieser sieht in diesem Vorfall

eine Unterstützung des IS. „Sie

haben Dutzende von syrischen

Soldaten getötet, die die Stadt

Deir ez-Zor vor der Kontrolle

des ISIS verteidigten.“ Weiter

kritisiert er die dänische Regie-

rung: „… ist das so akzeptabel

für das dänische Volk, dass

ihre Armee militärische Missi-

onen anderer Länder ausführt,

ohne das Zielobjekt zu über-

prüfen und genau zu wissen,

wo es hingeht? Nehmen Sie

einen Bus, ohne zu wissen,

wohin er fährt? Nein, das tun

Sie nicht. Daher ist es inak-

zeptabel. Vielleicht war es ein

Fehler, das ist möglich. Aber

dieser Fehler ist inakzeptabel.“

Für Assad ist klar, dass Däne-

mark sowie die anderen Ver-

bündeten von der US-Führung

hinters Licht geführt und ge-

täuscht wurden.

Einerlei, ob Assad nun Recht

behalten sollte oder nicht: Es

ist an der Zeit, dass die US-

amerikanische (militärische)

Führungsrolle und das schein-

bar blinde Vertrauen u.a. von-

seiten Dänemarks grundsätz-

lich hinterfragt werden.

[5]

IWF – kein Mitleid mit der Bevölkerung Ägyptens

Welchem Zweck dient der UN-Menschenrechtsrat?

„Versehentlicher“ Angriff auf

syrische Armee muss hinterfragt werden!

Aleppo – Wer sind denn nun die Bösen?

el./pa.

Die wichtigsten Versor-

gungswege in Syrien führen

durch Aleppo. Deshalb ist es

äußerst wichtig, wer Aleppo

kontrolliert. Während West-

Aleppo, ein von der syrischen

Regierung kontrolliertes Ge-

biet, als relativ sicher gilt, wird

der Osten hauptsächlich von

Al-Nusra* zusammen mit ver-

schiedenen Rebellengruppen

bedroht. Die westliche Presse

macht allein die Regierungen

Russlands und Syriens für zi-

vile Opfer imKrisengebiet ver-

antwortlich. Dem widerspricht

der UN-Sonderbeauftragte für

Syrien, Staffan de Mistura.

Er berichtet, dass 1.000 Al-

Nusra-Kämpfer 275.000 Zivi-

listen bedrohen. Augenzeugen

berichteten nämlich von terro-

ristischen Scharfschützen, die

nicht nur auf Soldaten, sondern

auch auf Zivilisten schießen,

die z.B. gerade an einem Brun-

nen Wasser holen. Der ehema-

lige italienische Außenminister

Franco Frattini erklärt, dass

Ost-Aleppo zweifellos in den

Händen von Terroristen liege

und keineswegs in den Hän-

den „moderater“ Rebellen.

Diese von den westlichen

Medien zurückgehaltenenMel-

dungen zeigen, von wem die

eigentliche Bedrohung im Sy-

rienkonflikt ausgeht.

[4]

*bis zum 28.7.2016 eine der

Terrororganisation al-Qaida

zugehörige Gruppe

pg.

Russland wurde wegen sei-

ner Unterstützung der Assad-

Regierung nicht mehr in den

UN-Menschenrechtsrat inGenf

gewählt. Dagegen wurde unter

anderem ausgerechnet Saudi-

Arabien aufgenommen, ein

Land, in dem Menschenrechte

anscheinend gar keine Bedeu-

tung haben. Über das Kriegs-

geschehen im Jemen wird der-

zeit äußerst selten berichtet.

Nach Aussage des jemeniti-

schen Ministeriums für Land-

wirtschaft bombardiert die von

der US-Regierung unterstützte

saudische Koalition Bauern-

höfe, Tiere, Wasserinfrastruk-

tur, Lebensmittellager, Märkte

und Lebensmitteltransporte.

Dies gilt nach Artikel 14 der

Genfer Konvention, die auch

von den Saudis unterschrieben

wurde, als Kriegsverbrechen,

da dies zu einem Aushungern

der Zivilbevölkerung führt.

Martha Mundy, langjährige

Professorin an der London

School of Economics, zieht ihr

Fazit: „Die Saudis zerstören

gezielt die landwirtschaftliche

Infrastruktur, um die Zivilge-

sellschaft zu zerstören“.

Geht es diesem UN-Menschen-

rechtsrat wirklich um Men-

schenrechte?

Menschenrechte dürften kaum

der Grund sein, warum ausge-

rechnet Russland, das von Sy-

rien um Hilfe gegen den IS

gebeten wurde und deshalb

nach UN-Charta zu Recht ein-

greifen darf, nicht mehr in die-

sem Rat sein darf.

[6]

pa.

Seit Anfang November ist

die ägyptische Regierung da-

bei, einige Maßnahmen durch-

zuführen, die vom IWF* als

Gegenleistung für einen 12

Mrd-Dollar-Kredit gefordert

wurden. Als erstes musste die

ägyptische Zentralbank die

Bindung der Landeswährung

zum Dollar aufgeben, worauf

sich der Wert des ägyptischen

Pfunds halbierte. Für jede ins

Land eingeführte Ware muss

nun deshalb das Doppelte wie

zuvor bezahlt werden. Zusätz-

lich wurden Subventionen auf

Nahrungsmittel gekürzt, der

Benzinpreis wurde um 50 %

und der Heizölpreis um 30 %

erhöht. Die Inflation in Ägyp-

ten liegt bereits bei 16 % jähr-

lich, die Reallöhne sind ge-

sunken, und 40 % der Bevöl-

kerung liegt unter bzw. gerade

noch knapp oberhalb der Ar-

mutsgrenze. Um die Kriterien

des IWF für den Kredit zu er-

füllen, muss nun noch Staats-

eigentum privatisiert und die

Mehrwertsteuer eingeführt wer-

den. Aufgrund dieser Forde-

rungen wird die Bevölkerung

Ägyptens weiter verarmen. Im

Fall von Ägypten zeigt sich der

IWF wieder in seiner wahren

Erscheinung als reißender Wolf

der internationalen Finanzstra-

tegen, der kein Mitleid mit der

leidenden Bevölkerung hat.

[7]

„Wo es Armee und Krieg gibt,

sind dem Bösen keine Grenzen gesetzt.“

Leo Nikolajewitsch Graf Tolstoi, russischer Schriftsteller

Quellen:

[4]

www.kla.tv/9153

|

https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/41660-syrien-rebellen-greifen-universitat-von/

[5]

www.kla.tv/9176

|

www.nzz.ch/international/krieg-in-syrien-daenemark-beteiligt-an-amerikanischem-angriff-

auf-asad-armee-ld.117523 |

www.liveleak.com/view?i=ed7_1475867884

[6]

www.infosperber.ch/Politik/Jemen-

Neben-den-Schlagzeilen-Krieg-der-verbrannten-Erde | http://alles-

schallundrauch.blogspot.com/2016/10/russland-nicht-in-un-menschenrechtsrat.html#ixzz4Pdjmp6V5

[7]

www.wsws.org/de/articles/2016/11/10/egyp-n10.html

Schlusspunkt ●

„... und das ist die Moral

von der Geschicht:

Jede Untat kommt

ans Licht. – Und:

Versäume die Weitergabe

dieser Ausgabe nicht!“

Die Redaktion (hm.)

*Internationaler Währungsfond

*

Neue Züricher Zeitung