S&G Jahrbuch 2021

86 Wird die Weidetierhaltung dem Wolf geopfert? hrg. Am 17. September 2021 wurden europaweit Mahn- und Solidarfeuer entzündet, gefolgt von einer Großdemo am 2.10.21 in München. Ursache für diese Aktionen ist, dass die Wolfsrisse in Deutschland exponentiell zunehmen. So Melen allein im Jahr 2020 rund 4.000 Nutztiere den bis zu 2.000 Wölfen in Deutschland zum Opfer, obwohl die Weidetierhalter ca. 9,5 Mio. Euro in Herdenschutzmaßnahmen investiert hatten. Fassungslos macht die Tierhalter, dass das Bundesamt für Naturschutz einen Bestand von bis zu 10.000 Wölfen in Deutschland für möglich hält, was das sichere Ende der Weidetierhaltung bedeutet. Bezeichnend ist, dass in dieser Studie in keiner Weise auf die Folgen für die Schaf- und Weidetierhaltung eingegangen wurde. In den Augen des Umweltschutzes bedeutet das Wohl des Wolfes oKensichtlich alles, während das Wohl der Weidetiere, die vielen tausend Weidetierhalter und deren unbezahlbaren Leistung für den Erhalt unserer Kulturlandschaft nichts zählt. Müssen auch noch Menschen demWolf zumOpfer fallen, bis diese Entgleisung des Umweltschutzes gestoppt wird?[8] hag. Der Boden ist für die Bauern der wichtigste Produktionsfaktor. Doch die Preise für Pacht oder Kauf landwirtschaftlicher Flächen steigen seit Jahren stark an, womit sich auch die Kosten der landwirtschaftlichen Produktion erhöhen. Ein Hauptgrund für die enorme Preissteigerung ist laut Andreas Tietz vom Thünen-Institut für Ländliche Räume, dass in Zeiten niedriger Zinsen immer mehr Geldanleger auch außerhalb der Landwirtschaft den Boden als Kapitalanlage für sich erkannt haben. Die Folge ist, dass sich bereits 2017 jeder dritte landwirtschaftliche Betrieb in Ostdeutschland mehrheitlich imBesitz von Investoren befand, diemittlerweile – je nach Bundesland – zwischen 19% und 37 % der landwirtschaftlichen Fläche in Ostdeutschland bewirtschaften. Sie zahlen Preise, mit denen normale landwirtschaftliche Betriebe nicht konkurrieren können und rauben so deren Existenzgrundlage. Zwar beklagt Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner diese Entwicklung, doch außer Lippenbekenntnissen hat sich bisher nichts getan. So wird unwiederbringlich eine wichtige Säule unserer Gesellschaft – die klein bäuerliche Landwirtschaft – immer mehr zurückgedrängt, anstatt deren Entfaltungsräume und Vielfältigkeit mit aller Priorität zu verteidigen. [7] Investoren verdrängen heimische Landwirtschaft S&G Hand-Express Ausgabe 41/21: Bauernsterben jmr./hrg. Mit dem „Green Deal“ will die EU bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 55 % reduzieren. Nach einer Studie des Joint Research Centre der EUKommission werden dadurch die Lebensmittelerträge der Landwirte im zweistelligen Prozentbereich zurückgehen. Neben einer drastischen Verteuerung der Lebensmittel bedeutet dies, dass die Einkünfte der Bauern stark sinken. Darüber hinaus rechnet der Gießener Agrarökonom Professor Rainer Kühl auch noch mit einem Investitionsbedarf von 3,1 Milliarden Euro für die Landwirte, um sich den geänderten Pro duktionsbedingungen anzupassen. Um die Folgen des Green Deals für die Landwirte zu kompensieren, müsste der Staat laut Berechnungen der Uni Kiel insgesamt über 5 Milliarden Euro pro Jahr an die Bauern zahlen. Zur Verfügung stehen jedoch nur 1,1 Milliarden Euro. Somit wird die Hauptlast wieder den Bauern aufgebürdet, wovon insbesondere die kleinen Familienbetriebe existenziell betroffen sind. Da diese, wie es das Beispiel Österreich zeigt, vielfach Vorreiter beim Klimaschutz und Vorbild für ganz Europa sind, zerstören die geplanten Maßnahmen der EU genau die Betriebe, von denen man lernen könnte, wie Klimaschutz im Einklang mit der Landwirtschaft möglich ist. Kann es daher sein, dass unter dem Deckmantel des Klimaschutzes gezielt die kleinen Bauern ruiniert werden?[5] Schlusspunkt ● Der römische Staatsmann und Philosoph Marcus Tullius Cicero prägte den Ausspruch „Cui Bono“ was soviel bedeutet wie: „Wem das Verbrechen nützt, der hat es begangen.“ Dochwem nützt es, wenn ein Berufsstand, der über Jahrhunderte das Rückgrat der Gesellschaft bildete, zerstört wird? Eine Antwort darauf gibt der Finanzexperte Ernst Wol5. Seiner Ansicht nach wird aktuell weltweit ganz gezielt der Mittelstand, zu dem auch die Landwirte gehören, zerstört. Kleine Betriebe werden in den Ruin getrieben oder einfach aufgekauft bis schlussendlich alles von wenigen multinationalen Konzernen und der dahinterstehenden Finanzelite beherrscht wird. Könnte es daher sein, dass die beschriebenen Entwicklungen kein Zufall sind, sondern darauf abzielen die wenigen übrig gebliebenen Betriebe zu kontrollieren und damit letztlich auch Macht über die Lebensmittelerzeugung zu erlangen? Wenn dem so ist, dann geht das Sterben der landwirtschaftlichen Betriebe uns alle an. [9] Die Redaktion (hag.) Quellen: [5] BLW 33, Seite 12 | https://www.meinbezirk.at/c-politik/warum-green-deal-unsere-landwirtschaft-bedroht_a4838086 | https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/koestinger-green-deal-bedroht-kleinstrukturierte-landwirtschaft-1266 5716.html [6] https://reset.org/knowledge/klimakiller-landwirtschaft | https://www.agrarheute.com/tier/rind/kuehe-keine-klima-killer-569297 | https://www.topagrar.com/rind/news/warum-die-kuh-kein-klimakiller-ist-12393605.html [7] https://www.agrarheute.com/management/Rnanzen/agrarholdings-kaufen-freie-landwirtschaft-westen-585374 | https://agrando.com/de-at/magazin/ausserlandwirtschaftlicheinvestoren | https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/agrarstruktur-heuschrecken-grossbetrieben-560921 [8] https:// www.wir-lieben-schafe.com/mahnfeuer | https://www.topagrar.com/panorama/news/vdl-neue-zahlen-zu-wolfsrissen-erschreckend-aber-nichtueberraschend-12660525.html | https://www.topagrar.com/panorama/news/zahl-der-wolfsrisse-erneut-stark-gestiegen-12655912.html | https://www.bayerischerbauernverband.de/ausgebimmelt [9] https:// www.wochenblick.at/wolJ-das-system-der-macht-broeckelt-aufklaerungist-jahrhundertchance/ | https://www.auf1.tv/aufrecht-auf1/ernst-wolJ-im-interview-welche-minderheit-uns-lenkt-und-was-sie-will/ „Die andere Seite mag über mehr Geld, mehr Besitz ... verfügen, doch ihre Macht stützt sich einzig und allein auf einen Faktor: Die Unwissenheit der Mehrheit der Menschen!“ Ernst WolJ Green Deal – planmäßiger Ruin für kleine Bauern? Kühe sind keine Klima-Killer gan. Die Landwirtschaft soll für mehr als 13 % aller Treibhausgase in Deutschland verantwortlich sein. Dabei gelten Kühe, Schafe und Ziegen als Hauptquelle für Methangase, die als 23-mal klimaschädlicher bewertet werden, als CO₂. Aufgrund dessenmehren sich die Forderungen nach einer politischen Regulierung, um z.B. die Rinderhaltung zu dezimieren, was viele Landwirte in den Ruin stürzen würde. Wissenschaftler der Oxford Universität und der Universität von Kalifornien haben inzwischen jedoch dieMethanemissionen aus der Tierhaltung neu bewertet und die vorherrschende Meinung, dass Tiere für den Klimawandel verantwortlich sind, widerlegt. Danach beMndet sich das durch die Tiere ausgeschiedene Methan in einem natürlichen Kreislauf und trägt bei konstanten Tierbeständen nicht zur Klimaerwärmung bei. Trotz dieser gewichtigen Erkenntnisse wird darüber in denMedien kaum berichtet und auch die Politik hält an ihren überholten Ansichten fest. Durch solch ignorantes und verantwortungsloses Handeln wird die Landwirtschaft weiter in Verruf gebracht und das Bauernsterben angeheizt. [6]

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