S&G Jahrbuch 2020
38 Ausgabe 17/20 S&G Hand-Express Schlusspunkt ● 2020 – Coronavirus – und plötzlich ist alles anders! „Es könnte sein, dass sich Menschen in ihren Wohnungen und Häusern eingesperrt fühlen – es kann aber auch sein, dass sie endlich wieder miteinander singen – sich gegenseitig helfen – und seit langem wieder ein Gemeinschaftsgefühl erleben – Menschen singen jetzt miteinander. Es könnte sein, dass die Schließung von Kindergärten und Schulen für viele Eltern eine immense Herausforderung bedeutet – es kann aber auch sein, dass viele Kinder seit langem die Chance bekommen, endlich selbst kreativ zu werden – selbstbestimmter zu handeln und langsamer zu machen – und auch Eltern ihre Kinder auf einer neuen Ebene kennenlernen dürfen. Es könnte sein, dass dich das auf irgend eine Art und Weise überfordert – es kann aber auch sein, dass du spürst, dass in dieser Krise die Chance für einen längst überfälligen Wandel liegt – der die Erde aufatmen lässt – die Kinder mit längst vergessenen Werten in Kontakt bringt – unsere Gesellschaft enorm entschleunigt – die Geburtsstunde für eine neueFormdesMiteinanders sein kann.“ (gekürzter Text eines unbekannten Verfassers) Und vielleicht stimmen auch Mütter und Väter mit ihren Kindern bald nachfolgendes Lied an: Geheimnis der Genies mv. Die großen Entwicklun- gen, Fortschritte und Leis- tungen, imkulturellen wie auch im wissenschaftlichen Bereich, verdanken wir einzelnen Men- schen, die vorwiegend durch die Unterstützung ihrer Familie die Möglichkeit hatten, ihrer Intuition und Begabung zu fol- gen, ohne Krippe, Kindergar- ten und Schul-Druck. Der US- amerikanischeErfinder Thomas Edison, einer der produktivsten Erfinder aller Zeiten, besuchte nur einige Monate die Schule. Nachdem ihn die Lehrer als be- einträchtigt“ abgestempelt hat- ten, nahm ihn seine Mutter aus der Schule und unterrichtete ihn. 1907 erzählte Edison in einem Interview über die Liebe seiner Mutter, die ihn nach der Ablehnung seitens der Schule nicht aufgab. Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, das zeigt: Genies wie Edison, Goethe, Humboldt, Einstein u. a. wuchsen vor allem unter langer, familiärer Obhut heran. Auch heute noch ist dies für die Entfaltung von Kreativität und Persönlichkeit eine wesentliche Vorausset- zung. [4] Raus aus dem Hamsterrad? ah. Viele Familien waren in den letzten Jahren u. a. auf- grund der doppelten Erwerbs- tätigkeit der Eltern in einer Art Hamsterrad. „Die Fremdbe- treuung der Kinder vom 1. bis zum 18. Lebensjahr, 38 Stun- den die Woche, teils auch in den Ferien, wurde bei vielen zu einem nicht mehr hinter- fragten Kulturgut“, so der Kindheitsforscher Michael Hü- ter. Nun sieht man aber: We- gen des Coronavirus wurden plötzlich Schulen und Kinder- gärten geschlossen, und vieler- orts herrschen Ausgangs- und Arbeitsbeschränkungen. Der deutsche Psychiater und Psy- choanalytiker Hans-Joachim Maatz befürchtet infolgedes- sen eine Zunahme von Kon- flikten, weil jetzt „etwas auf- einanderprallt“. Er sieht aber diese Zeit auch als große Chan- ce, für eine persönlichere Be- ziehung zwischen Eltern und Kindern. „Dass man etwas be- greift, oder wieder lernt, was man eben viele Jahre vernach- lässigt hat. Oder vielleicht so- gar nie gelernt hat.“ [5] Plötzlich Familie! Mit Hände hoch zum Power-Team – wie Abwaschen Spaß machen kann elp. Coronavirus – Familien sitzen auf engstem Raum zu- sammen – der Abwaschberg türmt sich auf – die Kinder streiten – die Nerven liegen blank. Eigentlich sind viele es gewohnt, dass man dann sei- nen eigenen Weg geht. Doch wie könnten große Herausfor- derungen imAlltag gemeinsam gemeistert werden? Vielleicht mit der sogenannten „Hände- Hoch-Aktion“, die bereits viele Familien mit Erfolg und Spaß durchführen: Das Essen hat gut geschmeckt und wer macht nun Ordnung? Wir zusammen! Zum Zeichen der Bereitschaft strecken wir beide Hände hoch. Wie lange brauchen wir? 10 min? Nein, 5 min! Okay, und auf „Los“ geht es los mit einem Klatsch in die Hände. Einer wäscht ab, ein anderer trocknet ab, Geschirr wegräumen, Spei- sen wegräumen. Ein Blick zur Uhr und weiter geht es: Tisch abwischen, Arbeitsplatte reini- gen … Küche kehren. Und fer- tig! 4:48 min und allen hat es Spaß gemacht. So wird man ein starkes Team! [7] elp . Eine Nachricht bei Whats- App lautet in etwa so: „Wer kann mir helfen? Mit meinem Erstklässler muss ich Schön- schreiben üben. Mein Drittkläss- ler braucht mich bei Mathe. Meine Umschulungsaufgaben wollen auch gelöst werden. Die Kinder drehen gerade richtig hoch und Mittagessen muss ich auch noch kochen.“ So oder ähnlich, sieht es in diesen Tagen in den Familien aus. Wie kommt da Ruhe rein, wie ein fröhliches Miteinander? Die Mutter einer 13-köpfigen Familie gab uns hier zwei gute Erfahrungen weiter: 1. Sie treffen sich mehrmals amTag als ganze Familie. Sie setzen sich zusammen und teilen miteinander, was es an Bedürfnissen und Lasten gibt: Angefangen vom Sport- und Freizeitbedürfnis bis zu den Hausaufgaben und zum Ko- chen, Putzen, Wäsche waschen, Einkaufen … Und dann wer- den sie sich bewusst, dass sie zusammengehören und es sie alle betrifft. 2. Sie stellen sich die Frage: Wer übernimmt welche Auf- gabe, wer hilft wo mit? Zum Beispiel so: Der Drittklässler könnte mit dem Erstklässler Schönschreiben üben und der Fünftklässler dem Drittklässler bei Mathe helfen. Die Mutter hätte Zeit für ihre Aufgaben, und wer gerade frei ist, der hilft in der Küche. So bleibt auch noch Zeit für einen Spazier- gang, bevor der Vater nach Hause kommt. Und dort, wo der Papa auch zuhause ist, gibt es vereint noch mehr Power. [6] Quellen: [4] www.bod.de/buchshop/kindheit-6-7-michael-hueter-9783200055070 | www.medienwerkstattonline.de/lwswissen/vorlagen/ showcard.php?id=5947 | www.mimikama.at/allgemein/edison/ [5] www.youtube.com/watch?v=btP6nLPL33c [6] Zeugenbericht einer 13-köpfigen Familie [7] www.sasek.tv/de/neuewerte/kuechenaktion Lied: „Wir brauchen Euch“ unter https://www.sasek.tv/de/schwarmpower/wir-brauchen-euch Ich, ich brauche dich. Du, du brauchst mich. Wir, wir brauchen euch. Nur zusammen sind wir stark, nur zusammen können wir etwas bewegen. ...
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