S&G Jahrbuch 2018

62 Laden sogleich wieder. Der Kassenbon kommt per Mail. Wie dies genau funktioniert, gibt Amazon nicht preis. Der deutsche Bundesdatenschutz- beauftragte Peter Schaar kriti- siert, dass bei einem Einkauf in einem Amazon-Go-Markt für den Kunden nicht nachvollzieh- bar ist, welche Daten gesam- melt werden und was damit passiert. Klar ist, in den Läden befinden sich eine Vielzahl an Kameras und Sensoren. So wird das Verhalten der Kunden kom- plett erfasst und gespeichert. Das Konzept der Ama- zon-Go-Lebensmittelläden passt damit perfekt zur Strategie des Unternehmens, den Kun- den völlig zu durchleuchten. [4] Ausgabe 29/18: Amazon S&G Hand-Express Quellen: [4] www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2018/januar/amazon-fresh- oder-die-schlacht-um-die-supermarktkunden [5] www.computerbild.de/ Artikel/cb-News-Vernetztes-Wohnen-Amazon-Key-Paketbote-Wohnung- Auto-19247545.html | https://kenfm.de/tagesdosis-26-10-2017-amazon-hat-den- schluessel-zur-glueckseligkeit-podcast/ [6] Zeugenbericht [7] www.blaetter.de/ archiv/jahrgaenge/2018/januar/amazon-fresh-oder-die-schlacht-um-die- supermarktkunden | www.businessinsider.de/ein-jahr-amazon-fresh-in- deutschland-die-bilanz-ist-fuer-den-lieferdienst-ernuechternd-2018-5 [8] https://kenfm.de/tagesdosis-18-6-2018-wettbewerb-fuer-die-muellpresse/ Schlusspunkt ● Wer möchte gerne zum Sklaven einer von „intelligenten“ Computern gesteuerten Welt werden, die einzig ihren Machern dient? Dieser setze sich einfach auf sein Sofa und rede mit Alexa. Wem aber die persönliche Beziehung zu seinen Mitmenschen wichtiger als seine Bequemlichkeit ist, der kaufe seine Produkte im Laden vor Ort und gebe dem Verkäufer eine Kopie dieser S&G-Ausgabe. So entsteht eine Bewegung von beziehungs- und lebensbejahenden Men- schen, die die anonyme, lebensverachtende Konzernherrschaft stoppt! sch. Amazon ermöglicht mit Amazon Key Paketboten und anderen Dienstleistern bei Ab- wesenheit Zugang zur eigenen Wohnung. Der Kunde erhält dazu ein „smartes“* Tür- schloss, eine vernetzte Über- wachungskamera sowie eine App. Konkret heißt das: Wenn der Zusteller die Wohnung er- reicht hat und niemand auf die Klingel reagiert, fordert er über einen Authentifikations- prozess den Zugang bei Ama- zon an. Sobald die Tür fernge- steuert geöffnet wird, beginnt die Überwachungskamera mit der Aufnahme. Gemäß Sicher- heitsforschern lässt sich die Überwachungskamera mit spe- zieller Software austricksen. Laut Amazon sollen zukünftig auch für Freunde oder Kun- dendienste – wie z.B. Hunde- sitter – Zeitfenster festlegbar sein, in denen ihnen die Türen geöffnet werden. Damit geben Kunden nicht nur den Zugang zu jeglicher räumlichen Privat- sphäre in die Hände von Ama- zon, sondern auch ein minu- tiöses Protokoll, wann wer die Wohnung betritt. [5] Ist Amazon unaufhaltsam? Fortsetzung von Seite 1 Kunde König – Mitarbeiter Sklave? ts. Seit 20 Jahren ist Amazon auf dem deutschen Markt und arbeitet beständig daran, zum „Allesverkäufer“ zu werden. Zunächst waren Buchläden der harten Konkurrenz des Online-Händlers ausgesetzt – viele mussten schließen. Seit Anfang 2017 wurde Amazon Fresh , ein Lieferdienst für fri- sche Lebensmittel, versuchs- weise in Deutschland gestar- tet. Nach einem Jahr ist die Bilanz für Amazon jedoch er- nüchternd. Die Deutschen kaufen ihre frischen Lebens- mittel doch lieber noch per- sönlich ein. Weil Amazon in Europa noch ein dichtes Filial- netz fehlt, hat der Konzern bereits Interesse an mehreren Supermarktketten bekundet. In Frankreich beißt Amazon diesbezüglich auf Granit. Die französische Tageszei- tung „Le Monde“ zitierte da- zu einen Lebensmittelhänd- ler: „Amazon ist nicht unser Freund: Am Ende ist es ihr Ziel, uns zu fressen. Wir wer- den ihnen aber nicht die Tür öffnen und ihnen die Speise- karte reichen.“ Dies zeigt: Egal wie mächtig Amazon be- reits ist – es bleibt in unserer Hand als Kunden oder Unter- nehmer, ob Amazon eine welt- weite Dominanz erreichen wird. [7] ms. 2017 zählte Amazon welt- weit 570.000 Angestellte. Laut einer Amazon-Mitarbeiterin aus den USA gäbe es zusätz- lich noch hunderttausende von Leiharbeitern, die „ wie Skla- ven“ ausgeliehen, ausgebeutet und nach 60 bis 90 Tagen wie- der entlassen würden, falls sie nicht schon vorher aufgegeben haben. In den riesigen Lager- hallen muss ein Arbeiter täg- lich ca. 20 km zurücklegen. Dabei herrscht enormer Zeit- druck – auch in den Pausen: „Die 15- und 30-Minuten-Pau- sen reichen oftmals nur ganz knapp, um zum WC und zu- rück zu rennen ...“ Ein aus- gefeiltes Bewertungssystem überwacht Zeitziele bei gleich- zeitiger Qualitätskontrolle: Falls Fehler passieren, verliert der Mitarbeiter Punkte. Die daraus resultierende Angst um den Arbeitsplatz führt zu Intri- gen auf allen Ebenen: „Die Hauptaufgabe der Vorgesetz- ten besteht darin, Gründe zu finden, die Arbeiter spätestens nach 90 Tagen wieder zu ent- lassen.“ So spart Amazon Kos- ten für Festanstellungen und kann immer wieder auf „frische“ Leiharbeiter zurück- greifen, die den extremen Arbeitsbedingungen kurzzeitig standhalten. Dazu baut Ama- zon Lagerhallen vorwiegend in Regionen mit hoher Ar- beitslosenquote. Das ist offen- sichtlich ein perfekt ausgeklü- geltes System für die Kos- tenminimierung zu Lasten der Menschen. Bezos fördert da- mit eine Gesellschaft, die zu- nehmend in seine Abhängig- keit gerät: Menschen mit wenig Geld, die total erschöpft von der Arbeit kommen und dann nur noch sagen können: „Alexa, bring mir Bier!“ Wird dieses menschenveracht- ende System nicht gestoppt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Großteil der Menschheit zu solchen Skla- ven wird. [6] Amazon öffnet die Haustür Profit- statt bedarfsorientiert mb. Der Großversand Ama- zon vernichtet massenhaft neuwertige Produkte. Tonnen- weise unverkaufte Kleidung, Haushaltsgeräte, Handys, Com- puter und Lebensmittel landen in den Müllpressen. Auch Re- touren gehen postwendend dorthin, weil z.B. bei elek- trischen Geräten die Funk- tions- und Sicherheitstests zu aufwendig wären. Angesichts steigender Volksarmut und eines florierenden Gebraucht- warenmarktes scheint eine aufflammende Kritik gerecht- fertigt, denn solange sich Gü- terangebot und -konsum nicht am realen Bedarf, sondern an Profit und Eigennutz orientie- ren, bleiben Mensch und Um- welt Nebensache. [8] *intelligent *Anwendungsprogramm auf dem Smartphone Die Redaktion(kas./sch./ms.)

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