S&G Jahrbuch 2018
19 S timme G egenstimme Nicht gläserne Bürger - gläserne Medien, Politiker, Finanzmogule brauchen wir! Weltgeschehen unter der Volkslupe S&G Klarheit durch intelligente Analytiker Weniggehörtes - vom Volk fürs Volk! frei und unentgeltlich Inspirierend S&G DIE VÖLKER HABEN EIN RECHT AUF STIMME UND GEGENSTIMME Medien müde? Dann Informationen von ... www.KLAGEMAUER.TV Jeden A bend ab 19.45 Uhr „Wir müssen es als Realität betrachten, dass Technologie in unseren Schulen mehr schadet als nützt.“ Andreas Schleicher, Bildungsdirektor der OECD 23. Februar 2018 ~ Ausgabe 8/2018 ~ Digitale Bildung Lernsoftware entmündigt die Schüler js./da. Vonseiten der Politik und Leitmedien wird die digitale Bil- dung als Chance für indivi- dualisiertes Lernen propagiert. Das Schulbuch soll durch Lern- programme auf elektronischen Geräten ersetzt werden. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der deutschenBertelsmann-Stiftung, berichtet: „Die Software Knew- ton durchleuchtet jeden, der das Lernprogramm nutzt. Die Soft- ware beobachtet und speichert minutiös, was, wie und in wel- chem Tempo ein Schüler lernt.“ Anhand dieser gewonnenen Da- ten versucht die Software die Schüler in eine vorgegebene Richtung zu „optimieren“. Dies führt zur Entmündigung der Schüler und ermöglicht letztlich den Aufbau eines Systems zur Steuerung des Menschen. [3] lr./fh. In Australien wurden nach einer schlechten Bewertung im PISA*-Ranking im Jahr 2012 ca. 2,4 Milliarden australische Dol- lar in die Laptop-Ausstattung von Schulen investiert. Seit 2016 werden die Geräte wieder aus dem Unterricht entfernt. Der Grund: Die Schüler haben alles damit gemacht, nur nicht gelernt. Ein Trend zurück zu traditionel- len Unterrichtsmaterialien zeigt sich auch in Südkorea, Thailand, USA und der Türkei. Ein ähn- liches Bild zeichnet ein OECD**- Bericht aus dem Jahr 2015. Der Bericht zeigt, dass Schüler, die Computer sehr häufig in der Schu- le verwenden, sehr viel schlech- tere Lernergebnisse aufweisen. In Ländern, die stark in die Digita- lisierung investiert hatten, konn- ten keinerlei Verbesserungen in Lesen, Mathematik oder Wissen- schaft festgestellt werden. Ge- mäß John Vallance, Direktor der Sydney Grammar School, einer der angesehensten Privatschulen Australiens, helfen für besseres Lernen in erster Linie: qualifi- zierte Lehrkräfte, gut strukturier- ter Unterricht und traditionelle Unterrichtsmethoden. [2] INTRO Eine neue Schulreform ver- spricht mit der Einführung der „digitalen Bildung“ die Lösung vieler Qualitätsmän- gel im bisherigen Bildungs- wesen: Die Kinder sollen mittels elektronischer Medi- en wie Computer, interak- tive digitale Tafeln oder Ta- blets künftig eigenständiger, kompetenter und für den All- tag besser qualifiziert werden. So versprechen es zumindest IT-FirmenwieGoogle,Micro- soft, SAP oder die Telekom, welche die treibende Kraft hinter dieser Reform sind. Doch von fachkundiger Seite werden kritische Stimmen laut, die nicht nur massive Bedenken äußern, sondern die „digitale Bildung“ auf- grund von Erfahrungen in anderen Ländern und vieler wissenschaftlichen Studien als großen Rückschritt statt Fortschritt, ja als Gefahr ein- stufen. Mehr dazu in dieser Ausgabe. [1] Die Redaktion (and./hm.) Quellen: [1] Vortrag von P. Hensinger, 21.06.2017: „ Trojanisches Pferd ,Digitale Bildung ʼ – auf dem Weg zur Schule ohne Lehrer?“ | www.eltern-fuer-gute-bildung.de/dl/ GEW_BB_Digit_Bildung_170621.pdf [2] www.smh.com.au/national/education/the-reality-is-that-technology-is-doing-more-harm-than-good-in-our-schools-says- education-chief-20160330-gnu370.html | OECD-Bericht, 2015: „Students, Computers and Learning: Making the Connection“ [3] Buch von J. Dräger / R. Müller-Eiselt, 2015: Die digitale Bildungsrevolution: „Der radikale Wandel des Lernens und wie wir ihn gestalten können“ | www.s-oe-s.de/aktuelles/themenabend-mit-peter-hensinger- das-smartphone-mein-personal-big-brother/ [4] www.natursoziologie.de/NS/alltagsreport-natur/jugendreport-natur-2016.html | www.liliputlounge.de/news/eltern-smart- phone/ | http://visionsblog.info/2017/05/20/die-cyberattacke-auf-unser-gehirn/ [5] www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.jugendreport-natur-2016-bananen-wachsen-im-wald- und-baeume-haben-eine-seele.963b3c36-b7ab-474c-94bb-43b4745ad44c.html | www.natursoziologie.de/NS/alltagsreport-natur/jugendreport-natur-2016.html | www.heise.de/tp/news/Natur-Defizit-Syndrom-2005182.html | Buch von M. Spitzer, 2012: „Die digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen.“ Die digitale Bildung führt nicht zu besserem Lernen *Programm der OECD zur inter- nationalen Schülerbewertung **OECD: Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, eine inter- nationale Organisation mit 35 Mitgliedstaaten, mit der die wirtschaftliche Zusammenarbeit unter den Mitgliedstaaten verbessert werden soll. Schädigung des Gehirns bei Kleinkindern gb./pb. Kinder lernen durch Nachahmen, wobei vor allem die Eltern das Vorbild sind. Wenn die Eltern mehrheitlich am Com- puter, am Smartphone oder vor dem Fernseher sind, verlangt schon das Kind danach. Ver- bringt ein Kleinkind viel Zeit amBildschirm, verkümmern kör- perliche Aktivitäten wie Malen, Knetfiguren formen, Herumtol- len, Klettern und Weiteres. Sol- che Aktivitäten sind jedoch wich- tige Impulsgeber, damit sich das Gehirn des Kleinkinds optimal entwickelt. Fehlen die vielfälti- gen Bewegungen in diesem Al- ter, werden gewisse Gehirnstruk- turen nicht oder falsch aufgebaut. Das Denken, Lernen, Handeln und Planen bleibt dadurch zeitle- bens auf der Strecke. Umso wich- tiger ist es deshalb, dass nebst den Eltern auch die Schule diese kindlichen Entwicklungen fördert und sie nicht durch die flächende- ckende Einführung von elektro- nischen Medien blockiert. [4] Digitalisierung statt natürliches Erleben csc. Der deutsche „Jugendreport Natur 2016“ brachte zutage, dass die Natur nicht mehr spiele- risch entdeckt und erlebt, son- dern im Schulunterricht und zu- hause „angelernt“ wird. „Es ist nicht dieses Ergebnis der Studie, was nachdenklich macht, son- dern das rasante Tempo, mit dem die Entfremdung von der Natur fortschreitet“, schreibt die Stuttgarter Zeitung im Sep- tember 2016. Eine Befragung eines britischen Fernsehsenders brachte folgendes Ergebnis: Kin- der zwischen 8 und 18 Jahren sind durchschnittlich 7,5 Stun- den am Tag elektronischen Me- dien ausgesetzt und haben des- halb keine Zeit mehr für spielerische Bewegung und re- ale schöpferische Erfahrungen in der Natur: Beispielsweise wis- sen sie nicht mehr wie es ist, auf einen Baum zu klettern. Das Spiel unter Kindern, als ein ganz entscheidender Entwick- lungsprozess, wird durch das Spielen in einer virtuellen Bild- schirmrealität ersetzt. Dies hin- dert das Heranbilden einer ge- sunden Beziehung zur Natur, zu den Mitmenschen und nicht zu- letzt zu sich selbst. [5]
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