S&G Jahrbuch 2017
96 sbo./lis. Im Jahr 2017 feiert die Schweiz das 600-jährige Jubiläum von Niklaus von Flüe, auch als Bruder Klaus bekannt. Bru- der Klaus war Einsiedler, Vermittler in Politik, Ratge- ber und Friedensstifter, eine der wirkungsvollsten Per- sönlichkeiten der Schweizer Geschichte. Bruder Klaus gab nicht einfach „kluge Ratschläge“, sondern regte zum Mitdenken an, riet zu Eigenverantwortung und bot somit Hilfe zur Selbst- hilfe. Ein ihm zugespro- chener Ratschlag lautet: „Mischt euch nicht in frem- de Händel.“ Damit meinte er, man solle sich nicht in fremde politische Angele- genheiten oder Streitig- keiten einmischen. Viel- mehr befürwortete er, dass man in seinen eigenen Streitigkeiten eine fried- liche Einigung mit seinem Gegenüber suchen solle. In einem Brief an die Stadt Konstanz, die ihn 1482 um Rat suchte, schrieb Bruder Klaus: „Gehorsam ist die größte Ehre […]. Darum sollt ihr schauen, dass ihr einander ‚gehorsam‘ seid.“ Gehorsam beinhaltete für ihn zwei Schritte: Zuerst „aufeinander horchen“. Das meint, dem anderen zuhören und sein Anliegen aufneh- men. Und dann zweitens „einander gehorchen“, d.h. dem anderen einen Schritt entgegengehen, mit ihm im Gespräch bleiben und ge- meinsam nach einer Lösung suchen. Eine Vorgehenswei- se, die allen kleinen und großen „Konfliktschürern“ den Wind aus den Segeln nimmt. [6] Ausgabe 46/17 S&G Hand-Express sbo./rs. Das wohl bekann- teste Beispiel für die frie- densfördernde Wirkung der Ratschläge von Bruder Klaus ist das sogenannte „Stanser Verkommnis“ von 1481. Die- ses bezeichnet ein nach inten- siven Beratungen getroffenes Übereinkommen der acht Orte des Bundes der Eid- genossen, mit dem der innere Konflikt, insbesondere zwi- schen Stadt- und Landorten, beigelegt wurde. Bruder Klaus trug dabei als Ver- mittler maßgeblich zur Ver- hinderung eines Schweizer Bürgerkriegs bei. „Einander gehorchen“ war für die da- malige Zeit ein völlig neues Verhalten, da die Eidgenossen die Probleme lieber auf dem Kampffeld als mit Verhand- lungen lösten. Doch ließen sie sich nach und nach um- besinnen, sodass dem „Stan- ser Verkommnis” mehr als 300 Jahre Frieden innerhalb der damaligen Eidgenossen- schaft folgten. Später sind die Ratschläge des Friedens- stifters zu fundamentalen Schweizer Werten wie der Schlusspunkt ● Es gibt in allen Lagern „Extremisten“, die auf- richtige Friedensbemü- hungen in „Kampffeld- manier“ torpedieren. Doch gibt es auch in allen Lagern solche, die dem Beispiel von Bruder Klaus – also dem Weg des Dialogs und des Friedens – folgen und eine fried- liche Einigung mit ihrem Gegenüber suchen: „Linke“ mit „Rechten“, Sozialisten mit Populisten, Autonome mit Nationa- listen, Demonstranten mit Polizisten, Oppositionelle mit Regierungsfreundli- chen, Moslems mit Chris- ten und Juden, Kommu- nisten mit Demokraten, Russen mit Amerikanern, Russen mit Ukrainern, usw., usf.. Die Redaktion (dd./brm.) Fortsetzung von Seite 1 „Im Namen der Menschheit fordern wir von Donald Trump, die Androhung militärischer Gewalt zurückzunehmen sowie die Wirtschaftssanktionen und die Finanzblockade gegen das venezolanische Volk aufzuheben.“ Aus der „Botschaft an die Völker der Welt“ Daraus ein kurzer Auszug: „Die Regierung (Trump) setzt eine politische, diplo- matische, wirtschaftliche und mediale Aggression um, die die militärische Option mit- einschließt und dazu dienen soll, die venezolanische De- mokratie zu destabilisieren, Präsident Nicolás Maduro zu stürzen und eine den Interes- sen Washingtons untergeord- nete Regierung zu installie- ren.“ Diese Botschaft mit dem Titel: „Für den Frieden, die Souveränität und die Demokratie in Venezuela“ wurde von Bürgern aus aller Welt, von Chile bis Kuba, von den USA bis Russland, von Mitgliedern sozialer Bewegungen, Bürgerrechts- bewegungen, politischen Par- teien, von Akademikern so- wie Intellektuellen unter- zeichnet. [4] Zerschlagung des Schweizer Föderalismus* al./sr. Der regional-föderalisti- sche Staatsaufbau der Schweiz mit seinen 26 Kantonen gerät immer mehr unter Beschuss. So sprach sich die Denkfabrik „Avenir Suisse“ bereits vor etwa zehn Jahren für eine Neugliederung der Schweiz mit fünf bis sieben Metropo- litanräumen** aus. Aktuell sind im vom Bund herausgegebenen „Raumkon- zept Schweiz“ auf 107 Seiten Ideen, Leitlinien und Analysen zur künftigen Gliederung der Schweiz niedergeschrieben. Dieses Papier definiert zwölf Handlungsräume (Metropo- litanräume), die sich als neue Organisationseinheiten bes- tens eignen würden. Zwar ver- meiden es die Autoren, die Handlungsräume als Ersatz für die Kantone zu bezeichnen, aber die Stoßrichtung ist unver- kennbar: Die historisch ge- wachsene und bewährte Basis- demokratie soll zerschlagen und die Schweiz immer zen- tralistischer regiert werden. Ein weiterer salamitaktischer Schritt des schleichenden Bei- tritts in die EU!? [5] *Bedeutet, dass Kantone und Gemeinden über eigene Souveränität und weitreichende Kompetenzen verfügen. **Mit Metropolregion (in der Schweiz meist Metropolitanraum) ist eine Region mit einer oder meh- reren Großstädten, mit Kleinstäd- ten und dem umliegenden ländlichen Gebiet gemeint Die weisen Ratschläge des Bruder Klaus Quellen: [4] www.kla.tv/11098 |www.srf.ch/news/international/usa-verschaerfen- sanktionen-gegen-venezuela | www.amerika21.de/dokument/183921/weltkongress- a lle-venezuela [5] www.schweizerzeit.ch/cms/index.php?page= /news/die_ geplante_zerschlagung_des_foederalismus-3132 [6] www.kla.tv/10886 | www.bruderklaus.com/download/programm/000328.pdf [7] www.kla.tv/10886 | www.bruderklaus.com/download/programm/000328.pdf Bruder Klaus als Friedensvermittler Bruder Klaus hat gezeigt: Es ist möglich! Neutralität und der friedlichen Konfliktlösung geworden. [7]
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=