S&G Jahrbuch 2017
92 Ausgabe 44/17 S&G Hand-Express de./fh . Wie schon seit Jahren vermutet, dient die US-Air Base in Ramstein in der deut- schen Pfalz als Relaisstation, d.h. als Zwischenstation zur Weiterleitung von Meldungen für den Drohnenkrieg der USA. Ramstein ist auch das größte Luftdrehkreuz der US-ameri- kanischen Streitkräfte für Sol- daten, Waffen, Munition und Material. Während Jahren ig- norierte die Bundesregierung Beweise für die Drohnensteue- rung in Ramstein und beteuer- te immer wieder, von nichts zu wissen. Ende November 2016 dann plötzlich eine 180-Grad- Wende und die Bundesregie- rung gab die zentrale Rolle Ramsteins im US-Drohnen- krieg zu. Laut dem deutschen „Auswärtigen Amt“ basiert die US-Air Base in Ramstein auf dem „Aufenthaltsvertrag von 1954“, der die Stationierung ausländischer Streitkräfte in Deutschland erlaube und je- derzeit mit einer zweijährigen Frist gekündigt werden könnte. Gemäß dem deutschen Frie- densaktivisten Wolfgang Jung, steht dies jedoch alles im krassen Gegensatz zum Deut- schen Grundgesetz, da von deutschem Boden aus keine Angriffskriege vorbereitet und schon gar nicht ausgeführt werden dürfen. [8] ae./db. Die USA sind mit 1.950 aktiven Sprengköpfen Atommacht Nr. 1. Sie waren seit dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich an rund 60 Krie- gen beteiligt. Anstatt selbst ein Zeichen des Friedens zu setzen, versuchten die USA andere Staaten mittels militärischem Druck und Sanktionen zum Verzicht auf Nuklearwaffen zu bewegen. Die öffentliche Denk- fabrik des US-Kongresses für politische Forschung (CRS) räumte im Januar 2016 ein: Der Überfall auf Libyen im Jahr 2011 habe gezeigt, dass Staaten, die gegen Sicherheits- garantien auf den Bau von Kernwaffen verzichteten, eben doch jederzeit Opfer von An- griffskriegen werden könnten – gegen alle Absprachen. Die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ schrieb in Be- zug auf den US-geführten An- griff auf Libyen: „Hätten sie (die USA) das auch getan, wenn der Diktator (Muammar al-Gaddafi) Atomwaffen ge- habt hätte?“ Der Tagesspiegel schlussfolgerte: „Der Verzicht auf Atomwaffen rächt sich.“ Der Einsatz von Atomwaffen ist zwar in keinster Weise zu rechtfertigen – doch wem ist es zu verübeln, wenn man sich vor der Atommacht Nr. 1 schützen will, wie zum Bei- spiel Nordkorea*? [5] *Das Institute for Science and Inter- national Security schätzt Nordkoreas nukleares Waffenlager auf 12 bis 27 Sprengköpfe. Gesetzeswidrige US-Air Base auf deutschem Boden ea./cn . Das Medieninteresse an den nordkoreanischen Waf- fentests ist groß. Kaum auf Interesse stoßen jedoch die Tests der taktischen amerika- nischen Atombombe B61-12 in Nevada, auch wenn diese ohne radioaktiven Sprengkopf abgeworfen wurden. Taktische Atomwaffen sind, anders als strategische, nicht dazu ge- dacht, ganze Städte zu ver- nichten, sondern dienen dem gezielten Einsatz gegen mili- tärische Ziele. Laut Wikipedia sollen weltweit noch etwa 1.000 solcher B61-Bomben einsatzfähig sein, davon seien ca. 480 in Europa stationiert. Igor Korotschenko, ein Mos- kauer Militärexperte, vermutet, dass die Strategen in Washing- ton – wie übrigens auch in Brüssel – den begrenzten Atomkrieg durchaus in Be- tracht ziehen. Die NATO hat über der Ostsee schon mehr- mals taktische Angriffe auf Ziele im Nordwesten Russ- lands trainiert. In den bal- tischen Staaten wurden erst- klassige Flugplätze angelegt, wohin im Ernstfall NATO- Flieger verlegt werden könn- ten. Nach Angaben des rus- sischen Verteidigungsministe- riums ist das Militäraufgebot der NATO vor der westrussi- schen Grenze in den vergan- genen zehn Jahren auf das Achtfache gewachsen. [6] Schlusspunkt ● „Wer glaubt, dass die vielen Konflikte rund um die Welt nichts miteinander zu tun haben, hat nicht genau hingesehen. Die Frage ist nur: Wer ist das Ziel und wer hält die Fäden in der Hand?“ Gordon Duff, ehemaliger US-amerikanischer Marinesoldat, Autor und Publizist Konnten Sie schon Ansätze des roten Fadens entdecken? Die Redaktion (sak./db.) Quellen: [5] www.kla.tv/10823 | www.tagesspiegel.de/politik/krim-atomwaffen- sicherheitsgarantien-der-verzicht-auf-atomwaffen-raecht-sich/9575786.html [6] www.kla.tv/11012 | https://de.sputniknews.com/technik/20170829317214637 -usa-atombomben-test/ | https://de.wikipedia.org/wiki/B61_( Kernwaffe) | https://de.sputniknews.com/politik/20170829317225792-usa-wappnen-sich-fuer- lokalen-atomkrieg-gegen-russland/ [7] www.kla.tv/11012 | www.srf.ch/news/ international/schulz-baut-die-atomsprengkoepfe-taktisch-in-seinen-wahlkampf-ein | www.ramstein-kampagne.eu/ | https://de.sputniknews.com/kommentare/ 20170910317377144-usa-ramstein-protest-deutsche-medien/ [8] www.kla.tv/10023 | www.kla.tv/9612 | www.youtube.com/watch?time_continue=48&v=oKVfpk18tOE Rüsten sich die USA für einen taktischen Atomkrieg in Europa? Der Verzicht auf Atomwaffen rächt sich Bürgerbewegungen fordern Abzug von US-Atomwaffen dd./na . In Zeiten, in denen die Atommacht Russland beharrlich in die Enge getrie- ben wird und sich die USA und Nordkorea einem Atom- krieg nähern, fordern immer mehr Bürgerbewegungen den Abzug von US-Atomwaffen aus ihren Ländern. Deutsch- land wäre in einem Ernstfall direkt involviert, wie der deut- sche Journalist, Historiker und Friedensaktivist Reiner Braun erläuterte: „Die amerikanischen Atomwaffen, die in Europa sta- tioniert sind, werden in einem Kriegs- und Krisenfall von Ramstein (DE) aus in ihre Ziele geleitet bzw. die Piloten erhalten von dort aus ihre Ein- satzbefehle. Ramstein ist dem- zufolge eine Einsatzzentrale für einen Atomkrieg.“ Zahlrei- che deutsche Politiker haben in der Vergangenheit verspro- chen, sich für den Abzug der Atomwaffen einzusetzen. Auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz nutzte das Thema, um Wählerstimmen zu gewinnen. Keiner hat es bisher gehalten. Deshalb nahmen es auch in diesem Jahr ca. 5.000 aktive Bürger wieder in die eigene Hand. Im Rahmen des friedli- chen und solidarischen Protest- camps „Stopp Air Base Ram- stein“ vom 3.9. - 10.9. wurde darüber ausgetauscht, wie Frie- den und ein menschliches Mit- einander erhalten und geför- dert werden können. [7] „Es ist im Irakkrieg bewiesen worden, dass es keine Mittel gibt, das amerikanische Faustrecht und eigenmächtige Entscheidungen der USA zu kontrollieren.“ Lee Young-hee, Honorarprofessor in Seoul (Südkorea)
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