S&G Jahrbuch 2017
87 Stimme Gegenstimme Nicht gläserne Bürger - gläserne Medien, Politiker, Finanzmogule brauchen wir! Weltgeschehen unter der Volkslupe S&G Klarheit durch intelligente Analytiker Weniggehörtes - vom Volk fürs Volk! frei und unentgeltlich Inspirierend S&G DIE VÖLKER HABEN EIN RECHT AUF STIMME UND GEGENSTIMME Medien müde? Dann Informationen von ... www.KLAGEMAUER.TV Jeden A bend ab 19.45 Uhr mha. Linda Polman beschreibt in ihrem Buch "Die Mitleidsin- dustrie": „Hilfsorganisationen wirken nach außen wie eine große Familie, die in Krisenge- biete zieht, um menschliches Leid zu lindern…“ Doch ist dem wirklich so? Die UNMonitoring Group* stellte im März 2010 fest, dass die Hälfte aller Nah- rungsmittel für Somalia im Wert von 450Mio. US-Dollar pro Jahr in den Taschen von Warlords**, ihren Geschäftspartnern sowie korrupten lokalen Mitarbeitern des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) verschwand. Ein Kartell von so- malischen Geschäftspartnern des WFP und anderen Hilfsorganisa- tionen erzielte demnach mit ver- untreuten Hilfsgütern Gewinne von 12 bis 14Millionen US-Dol- lar. Hinweise dazu wurden be- reits seit Jahren vom WFP ge- leugnet und die Mitarbeiter dieser unabhängigen UN Moni- toring Group wegen Morddro- hungen nach New York zurück beordert. [5] Deutschlands Entwicklungshilfe auf dem Prüfstand Quellen: [1] Brigitte Erler „Tödliche Hilfe“, 15. Auflage 2011, S. 6-9, Hayit Medien Köln [2] www.bmz.de/webapps/wirtschaft/#/de | www.wirtschaft-entwicklung.de/ leistungen/foerderung/developppde/ | www.deval.org/files/content/Dateien/Evaluierung/Berichte/DEval_develoPPP_Bericht_DE_barrierefrei.pdf [3] Film: „Konzerne als Retter “www.spiegel.de/politik/ausland/mogadischu-sigmar-gabriel-am-horn-des-hungers-in-somalia-a-1145619.html | https://www.youtube.com/watch?v=GI9OWiq_h8k [4] www.zeit.de/wirtschaft/2015-01/exporte-gefluegel-afrika vom 20.1.2015 | www.elite-magazin.de/news/Misereor-fordert-Schutz-fuer-westafrikanische- Milchbauern-2085057.html | https://afrika.info/newsroom/afrika-landraub-nach-kolonialherrenart/ | www.weltagrarbericht.de/themen-des- weltagrarberichts/landgrabbing.html [5] Linda Polman "Die Mitleidsindustrie", 2010, Seite 8/9, Campus Verlag Frankfurt a.M. INTRO Die meisten Menschen ver- binden mit Begriffen wie Ent- wicklungshilfe oder Wohltä- tigkeitsstiftung etwas Posi- tives und sind selbst gern bereit, Hilfe zu leisten. So ging es auch Brigitte Erler, welche jahrelang für das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam- menarbeit tätig war. 1983 jedoch kündigte sie aus fol- gendem Grund ihre Arbeits- stelle: „Ich erfuhr […] wie jede einzelne Komponente der unter meiner Verantwor- tung durchgeführten Pro- jekte die Reichen reicher und die Armen ärmer mach- te. […] Entwicklungshilfe schadet allen, denen sie an- geblich nützen soll [ …]. Sie muss sofort beendet werden.“ Inwiefern halten diese über- raschenden Äußerungen ei- ner genaueren Betrachtung stand? In dieser Ausgabe werden einige Zusammen- hänge rund um diese Thema- tik etwas näher beleuchtet. Die Redaktion (mv./ag.) [1 ] chs . Im Mai 2017 versprach der deutsche Außenminister Gabriel bei einem Besuch in Somalia, angesichts von 20 Mio. hun- gernder Menschen in Ostafrika und Jemen, die Verdopplung der bisherigen Hilfsgelder. Doch was ist die Frucht solcher Entwicklungshilfe? Der Film „Konzerne als Retter?“ zeigt auf, wie mit Hilfe deutscher Steuer- gelder Märkte und Macht von Konzernen gesichert werden. So erhielt die geförderte Firma ZAMBEEF in Sambia für die Anlegung von Palmölplantagen von der Regierung 10.000 ha fruchtbares Ackerland. Zuvor hatten dort 50 Familien Bana- nen, Orangen und Mangos ge- winnbringend angebaut. Die Häuser der Dorfbewohner wur- den verbrannt und die Familien in den Ruin getrieben. Dies ist kein Einzelfall. Unser Steuergeld fördert somit nicht die Entwick- lung, sondern die Verarmung und den Tod der Bevölkerung. [3] beka. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) plant eine Steigerung der Entwicklungs- hilfe von 8,54 Mrd. € in 2017 auf 10,3 Mrd. € bis 2019. In wessen Interesse? Seit 1999 läuft bei der BMZ das develoPPP.de- Programm*. Dort werden deut- sche Unternehmen für „innovati- ve Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern“ geworben. Laut Berichten des bundeseige- nen Instituts DEval** profitieren von solchen Projekten allerdings viel mehr die deutschen Unter- nehmen als die Bevölkerung vor Ort – es sind hier keine positiven Einflüsse auf die Löhne oder auf privatwirtschaftliche Strukturen erkennbar. Entwicklungsminis- ter Gerd Müller gründete zudem 2016 zur Beratung von deut- schen Unternehmen die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung, welche den Unternehmen „neue attraktive Absatzmärkte“ ver- heißt. Es entsteht der Eindruck, dass die Entwicklungshilfe nicht der Stärkung armer Länder, son- dern hauptsächlichder Eroberung neuer Märkte dienen soll. [2] Die Frucht staatlicher Entwicklungshilfe *develoPPP.de - Public-Private Partner- ship für Entwicklungszusammenarbeit **DEval - Deutsches Evaluierungsinsti- tut für Entwicklungszusammenarbeit (Evaluierung = Auswertung) ag. Seit Jahren befinden sich Konzerne, unterstützt durch westliche Regierungen, auf ihren Eroberungsfeldzügen in Afrika. Einige Beispiele dazu: 1. Europäisches Hähnchen- fleisch ist in Westafrika so billig, dass die einheimischen Land- wirte pleite gehen. Die EU ver- einbarte ein Handelsabkommen mit Westafrika, das den Zoll auf maximal 35 Prozent begrenzt, zu wenig um die einheimische Ge- flügelproduktion zu erhalten. 2. Durch den Export billigen Milchpulvers westlicher Molke- reikonzerne nach Westafrika ge- raten immer mehr Milchbauern in Existenznöte, da sie vom Markt verdrängt werden. 3. Mindestens fünf Prozent der gesamten Ackerfläche Afrikas hat in den letzten Jahren ihren Besitzer gewechselt, besonders in Ländern mit besonders unsi- cheren Rechtsverhältnissen und schwachen Regierungen. So mussten 2008 wegen eines Bio- treibstoffprojektes in Simbabwe Tausende Dorfbewohner insge- samt 40.000 ha für eine riesige Zuckerrohrplantage hergeben. [4] Feldzüge der Konzerne in Afrika Aufklärung nicht erwünscht *UN Monitoring Group: Kontroll- bzw. Beobachtungsgruppe der Ver- einten Nationen **Warlord: Kriegsherr, militärische Führer in Bürgerkriegsregionen ~ Ausgabe 42/2017 ~ Entwicklungshilfe 16. September 2017
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