S und G Jahrbuch 2016

126 S&G Hand-Express Ausgabe 61/16: Manipulationstechniken der Medien mrb. Eine besonders effektive Manipulationstechnik der etablierten Fernsehanstalten findet auf audiovisueller Ebene statt. Dabei wird z.B. Filmmaterial manipulativ zusammengeschnitten oder ein bedeutender Kontext zu den Aufnahmen verschwiegen. In der untersuchten Tagesschau-Hauptausgabe wurden beispielsweise russische Drohnenaufnahmen eingespielt, die den Hilfskonvoi zeigen. Die Moderatorin sagte dazu: „Russland weist jede Verantwortung zurück. Das russische Staatsfernsehen hat aber Drohnenaufnahmen des Verteidigungsministeriums veröffentlicht, die den Konvoi zeigen sollen.“ So werden diese Aufnahmen als indirekten Hinweis dargestellt, dass Russland für den Angriff verantwortlich sein soll. Verschwiegen wurde vom SRF dabei, dass Russland diese Bilder einzig veröffentlichte um zu zeigen, dass sich in der Nähe des angegriffenen Hilfskonvois bewaffnete Rebellengruppen aufgehalten haben. Eine weitere audiovisuelle Manipulationstechnik ist der Einsatz von subtiler Hintergrundmusik bei Einspielungen. So ließ das SRF bei Einblendungen von Putin oder Assad auch schon erwiesenermaßen dunkle und unheimliche Musik laufen. Das Bild des russischen oder syrischen Präsidenten wird beim Publikum somit gezielt mit einem bedrohlichen, negativen Gefühl verknüpft. [6] Audiovisuelle* Manipulation Schlusspunkt ● Die Berichterstattung des Schweizer öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu nur einem Ereignis liefert bereits genug Stoff, um eine ganze S&G-Ausgabe mit Beispielen von Propaganda und Manipulationstechniken zu füllen. Daran wird deutlich, in welch riesigem Ausmaß die Bevölkerung tagtäglich, von Seiten derMainstreammedien, von manipulierten und einseitigen Nachrichten überrollt wird. Um dieser Propagandafalle die Wirksamkeit zu nehmen, sollte die gesamte Bevölkerung darüber informiert sein – zum Beispiel durch diese Ausgabe. Die Redaktion (and.) Manipulationstechniken von ZDF und SRF im Vergleich da. Um einen Vergleichswert zu den Resultaten der SRF-Studie zu erhalten, untersuchte das Forscherteam auch die Beiträge des deutschen Staatssenders ZDF zum gleichen Thema. In den untenstehenden Diagrammen ist ein Auszug der Resultate der SRF-Studie sowie der Untersuchung des ZDF dargestellt. Es wird aufgezeigt, welcheManipulationstechniken verwendet wurden und ob sie zugunsten der NATO/USA oder Russland/Syrien eingesetzt wurden. Dabei wurden drei verschiedene Stufen unterschieden: 1=schwach, 2=mittel und 3=stark. Diese Diagramme zeigen unverkennbar, dass die öffentlichen Fernsehsender deutlich pro USA/NATO berichten. Bei beiden Sendern wurden die Nachrichten in allen Bereichen zugunsten der USA und der NATO manipuliert. [7] Idealisierung der USA/NATO als Friedenspartei rs./ela. Das Schweizer Forscherteam Swisspropaganda hat in Sendungen des SRF und des ZDF ein starkes Idealisieren der USA bzw. der NATO festgestellt. Durch Einspielungen und Kommentare der Moderatoren wird die USA/NATO nicht als Konfliktpartei, sondern als Friedenspartei dargestellt, die sich als einzige gegen Gewalt und für Diplomatie einsetzt. ImZDF heute-journal vom 20.9.2016 hörte sich das so an: Der USPräsident habe die „Aura* eines Stars“ (im Hintergrund ist Jubel zu hören) und er setze sich für Frieden, Menschenrechte und die Bedürftigen sowie für Freiheit und Demokratie ein. Um diese Botschaft zu verstärken, setzte das ZDF auch Videoschnitttechniken ein, sodass ein Applaus, der eigentlich dem UN-Generalsekretär galt, unmittelbar im Anschluss an einen Ausschnitt aus der Rede des USPräsidenten zu hören war. Diese filmtechnischen Tricks entlarven die Manipulationsabsichten des ZDF: Es geht nicht um eine neutrale Berichterstattung, vielmehr soll den Zuschauern das Bild der friedvollen USA, im Kampf gegen beispielsweise das böse Russland, eingebrannt werden. [8] Suggestionen* und Assoziationen** dan. Das Schweizer Radio und Fernsehen macht häufig Gebrauch von Suggestionen oder Assoziationen. Dabei werden beispielsweise Zusammenhänge konstruiert wo gar keine sind. So wurde beim SRF wiederholt die Beendigung der Waffenruhe durch Syrien mit dem Angriff auf den Hilfskonvoi verknüpft. Die Moderatorin sagte nämlich: „Der Angriff ereignete sich wenige Stunden, nachdem die syrische Regierung die Waffenruhe für beendet erklärt hatte,“ oder: „Kaum eineWoche dauerte die wacklige Waffenruhe in Syrien. Das syrische Regime erklärte sie heute für beendet und fliegt wieder Angriffe. […] Ein Konvoi wurde vergangene Nacht sogar aus der Luft angegriffen, wir haben es eingangs gehört.“ Hier wird Syrien unterschwellig für die Angriffe auf den Konvoi verantwortlich gemacht, obwohl die Beendigung der Waffenruhe nichts mit dem Angriff auf den Konvoi zu tun hatte. Diese Wirkung wird dadurch verstärkt, dass die unzähligen Verletzungen der Waffenruhe durch die Rebellen, welche Syrien zur Beendigung ebendieser veranlasst hat, konsequent verschwiegenwurden. [5] „Ihr jubelt über die Macht der Presse – graut euch nie vor ihrer Tyrannei?“ Marie von Ebner-Eschenbach, mährisch-österreichische Schriftstellerin (1830–1916) Quellen: [5] SRF-Propaganda-Analyse 2016, S. 9–10 [6] SRF-Propaganda-Analyse 2016, S. 12–14[7] SRF-PropagandaAnalyse 2016, S. 15+21[8] SRF-Propaganda-Analyse 2016, S. 14 *Suggestion: geistig-psychische Beeinflussung eines Menschen **Assoziation: gedankliche Verbindung/Verknüpfung *Information durch Wort und Bild, Hören und Sehen ansprechend *besondere Ausstrahlung

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