Ausgabe 13/12 S&G Hand-Express „Ich hatte gehofft, dass es zu einer Debatte kommt. Aber was ich erlebe, ist eine fast wie gleichgeschaltete Presse. Ich bekomme haufenweise E-Mails von Menschen, die mir zustimmen. Das dringt aber nicht an die Öffentlichkeit.“ Günter Grass im „ARDTagesthemen“-Interview Meinungspolizeiliche Maßnahmen Eine deutliche Stimme aus Israel »Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt hat […] gesagt, für Israels Sicherheit mitverantwortlich zu sein, sei eine „gefühlsmäßig verständliche, aber törichte Auffassung, die sehr ernsthafte Konsequenzen haben könnte. Wenn es zum Krieg zwischen Israel und Iran käme‚ dann hätten nach dieser Auffassung die deutschen Soldaten mitzukämpfen“ […]. Mit der ganzen Rückendeckung aus den USA, wo ein Präsident sich vor den Wahlen immer noch die Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen sichern muss, und aus Deutschland, wo Geschichtsbewältigung inzwischen eine militärische Komponente hat, führt die Regierung Netanjahus die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs: „Netanjahus Israel hat die globale Agenda auf eine Weise bestimmt wie kein kleiner Staat je zuvor“, schreibt die israelische Zeitung „Haaretz“. Vom Ölpreis bis zum Terrorismus – die Welt hat Gründe genug, einen israelisch- iranischen Krieg zu fürchten.« Quelle: Originaltext, http://www.spiegel.de/politik/ deutschland/0,1518,826163,00.html KOMMENTARE »Das Grass Gedicht als „anti-semitisch“ zu brandmarken, ist nicht nur verkehrt, es ist das absolute Gegenteil der Wahrheit. Das Gedicht kritisiert nicht Juden, sondern den Staat Israel. Dies könnte nur dann als „antijüdisch“ verstanden werden, wenn man den irrigen Anspruch des Staates Israel akzeptiert, dass er alle Juden repräsentiert und in ihremNamen handelt.« Moshé Máchover lehrte als Professor sowohl an israelischen als auch an britischen Universitäten. „Wenn Publizisten […] bar (= fern) jeder Bereitschaft sich inhaltlich mit dem Gesagten auseinanderzusetzen, bei dem Schriftsteller gar Antisemitismus als Triebkraft ausmachen, ist Kopfschütteln zu kurz gegriffen. Meinungspolizeiliche Maßnahmen bedürfen […] nicht der Wiederbelebung.“ Quelle: Originaltext, www.tagesschau.de/kommentar/ grass106.html »Vor einiger Zeit wurde sogar Obama von den extremistischsten Zionisten als „Antisemit“ abgestempelt, weil er leise Vorbehalte über die ständig neuen Siedlungen Israels auf palästinensischem Gebiet geäußert hatte. Diese Anschuldigung musste natürlich auch Günter Grass treffen: Der ideologische Terrorismus muss jede kritische Stimme hinsichtlich des Expansionismus Israels und seiner Kriegspolitik zum Schweigen bringen. Um diese Kriegspolitik zu legitimieren, müssen deren Zielscheiben dämonisiert werden […].« Domenico Losurdo ist ein italienischer Publizist und Professor für Philosophie an der Universität Urbino. Kritik unerwünscht Quelle: Originaltext, http://www.hintergrund.de/201204062 011/feuilleton/zeitfragen/was-auchnoch-gesagt-werden-muss.html »Als israelischer Aktivist und ehemaliger Hauptmann und Pilot der israelischen Luftwaffe […] bin ich über jene Atombomben mehr besorgt, die Israel bereits hat […], als über jene Atombomben, die der Iran nicht hat. Die Menschen in der Welt und insbesondere in Deutschland sollten sich fragen, warum die deutsche Regierung praktisch mit den Verbrechen der Besatzung kollaboriert und die aggressive Politik meiner Regierung unterstützt. Wann wird Deutschland aufwachen und verstehen, dass es diesmal bedeutet, „auf der Seite der Juden zu stehen“, jene zu unterstützen, die gegen Israels Regierung kämpfen.« Yonathan Shapira war Initiator des offenen „Briefes der 27 Bomberpiloten“, die 2003 den militärischen Einsatz über den besetzten Palästinensergebieten verweigerten. Quellen: Originaltext, http://www.hintergrund.de/2012040 62011/feuilleton/zeitfragen/was-auchnoch-gesagt-werden-muss.html LBZ, Postfach 3705, 78026 VS-Schwenningen, Ausgabe 15/190 „Wenn man den Inhalt nicht angreifen kann, wird derjenige persönlich […] angegangen: Grass’ Nazi-Vergangenheit als Teenager und seine gegenwärtige Stellung als Deutscher. Ein Deutscher ist seinem Wesen nach ein Antisemit, ausgenommen er beteuert seine bedingungslose Unterstützung des Staates Israel und dessen Regierung. In seinem letzten Text hat Günter Grass beschlossen, diese unakzeptable Erpressung zu ignorieren und die Gefahr, die von einem eventuellen israelischen Angriff auf den Iran ausgeht, anzuprangern. Damit gehört er auf die Schwarze Liste. Für ehrbare Menschen macht die mutige Stellungnahme von Günter Grass ihn zu einem Anwärter für einen zweiten Nobelpreis – den Friedensnobelpreis.“ Michel Warschawski ist ein israelischer Friedensaktivist und Publizist. Er war viele Jahre lang Vorsitzender der israelisch-palästinensischen Organisation Alternative Information Centre. Quelle: Originaltext, http://www.hintergrund.de/201204062 011/feuilleton/zeitfragen/was-auchnoch-gesagt-werden-muss.html Friedensnobelpreis für Grass Ehemaliger Bomberpilot bringt es auf den Punkt „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ Inschrift an einem jüdischen Gedenkstein in Westfalen Quellen: Originaltext, http://www.hintergrund.de/ 201204062011/feuilleton/zeitfragen/ was-auch-noch-gesagtwerden-muss.html Vgl. auch Uri Avnerys Aussagen dazu auf: http://www.spiegel.de/ kultur/literatur/0,1518,826471,00.html „Ein Krieg gegen den Iran würde sich über Monate und Jahre erstrecken, und er würde die gesamte Region zum Explodieren bringen. Das hätte verheerende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Es wäre ein Krieg, der politisch nicht mehr einzudämmen wäre, wie bei einer chemischen Kettenreaktion. Das ist ein ganz anderes Kaliber als der Krieg gegen den Irak oder Afghanistan. Ein solcher Angriff würde das Jahrhundert prägen, wie der Erste Weltkrieg das vorige Jahrhundert geprägt hat.“ Die Welt am Gängelband Israels Schlusspunkt● „Wenn der Weltfrieden am seidenen Faden hängt, ist Zeit, dass sich jeder vom Schweigen befreit. Bist Du bereit?“ Die Redaktion (jsm.) Quelle: Originaltext, http://www.tagesschau.de/ausland/ iraninterview104.html Der Jahrhundertkrieg AUSBLICK 28
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